Der Hämatokrit-Wert, auch als Hämatokritwert oder kurz HKT bezeichnet, ist ein zentraler Laborwert, der in der medizinischen Diagnostik eine bedeutende Rolle spielt. Er beschreibt den Volumenanteil der Blutzellen am gesamten Blutvolumen und liefert essenzielle Informationen über die Gesundheit eines Menschen. Ein hoher Hämatokrit oder ein zu niedriger Hämatokritwert können wichtige Hinweise auf Erkrankungen oder Störungen im Flüssigkeitshaushalt geben. Warum wird der Hämatokrit bestimmt, was beeinflusst ihn und welche wirtschaftlichen Implikationen ergeben sich daraus? In diesem Artikel beleuchten wir den Hämatokrit umfassend, von seiner Definition über Einflussfaktoren bis hin zu seiner Rolle in der modernen Präventionsmedizin.
Was ist der Hämatokrit-Wert?
Der Hämatokritwert beschreibt den Anteil der zellulären Bestandteile – hauptsächlich rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie Leukozyten und Thrombozyten – am gesamten Blutvolumen. Gemessen wird der Volumenanteil der festen Bestandteile im Verhältnis zum Gesamtblutvolumen. Der HKT wird in Prozent angegeben und ist Bestandteil des kleinen Blutbildes. Der größte Anteil dieser zellulären Bestandteile entfällt auf die Erythrozyten.
Je höher der Hämatokritwert, desto mehr feste Bestandteile sind im Blut vorhanden. Ein hoher Hämatokrit macht das Blut zähflüssig, was die Fließfähigkeit des Blutes beeinträchtigen kann.
Wie wird der Hämatokrit gemessen?
Die Messung erfolgt typischerweise durch Zentrifugation einer Vollblutprobe, meist EDTA-Blut. Dabei setzen sich die festen Blutbestandteile – also Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten – durch die Fliehkraft am Boden ab. Der daraus ermittelte Anteil wird ins Verhältnis zum gesamten Blutvolumen gesetzt. Je nach Ursache und Zustand des Patienten kann der Hämatokrit schwanken.
Moderne Laboruntersuchungen verwenden zunehmend automatisierte Geräte, die gleichzeitig weitere wichtige Laborwerte wie Hämoglobin, Leukozyten und Thrombozyten erfassen.
Welche Einflussfaktoren bestimmen den Hämatokrit-Wert?
1. Flüssigkeitshaushalt
Bei Dehydratation, etwa durch starkes Schwitzen oder unzureichendes Trinken von Wasser, steigt der Hämatokrit, weil der Flüssigkeitsanteil des Blutes sinkt. Überwässerung dagegen senkt ihn.
2. Erkrankungen und Zustände

- Anämien: Reduzieren die Anzahl der Erythrozyten und damit den Hämatokrit.
- Polyglobulie: Führt zu einer krankhaften Erhöhung der roten Blutkörperchen und damit zu einem hohen Hämatokrit.
- Vitamin B12 und Folsäuremangel: Beeinträchtigen die Blutbildung und führen zu Anämien.
- Chronische Lungenerkrankungen: Erhöhen den Bedarf an Sauerstoff und somit die Produktion roter Blutkörperchen.
3. Umwelt- und Lebensstilfaktoren
Höhenaufenthalte fördern die Bildung roter Blutkörperchen, was den Hämatokrit erhöht. Starkes Rauchen hat ebenfalls Einfluss auf den Hämatokrit-Wert.
Was bedeuten abweichende Hämatokrit-Werte?
Hämatokrit zu hoch
Ein hoher Hämatokrit Wert kann auf Dehydratation, Polyglobulie, Höhenanpassung oder chronische Erkrankungen hinweisen. Erhöhte Werte führen zu einer erhöhten Viskosität des Blutes, was die Gefahr von Thrombosen oder einem Blutgerinnsel erhöht. Besonders kritisch wird es, wenn der Hämatokrit-Wert über 55 % steigt, da dann die Sauerstoffversorgung des Körpers gefährdet sein kann.
Hämatokrit zu niedrig
Ein zu niedriger Hämatokrit Wert ist häufig ein Hinweis auf eine Anämie. Ursachen sind unter anderem Eisenmangel, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, Blutverlust oder chronische Erkrankungen. Die Sauerstoffversorgung der Organe wird bei Anämie beeinträchtigt, was sich durch Symptome wie Müdigkeit, Blässe und Leistungsschwäche äußern kann.
Welche Rolle spielen Leukozyten und Thrombozyten?
Auch wenn die roten Blutkörperchen den größten Anteil der festen Blutbestandteile ausmachen, tragen Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) ebenfalls zum Volumenanteil bei. Leukozyten sind wichtig für die Immunabwehr, Thrombozyten für die Blutgerinnung. Veränderungen in ihrer Zahl können ebenfalls den Hämatokrit beeinflussen, wenn auch in geringerem Maße.
Welche Werte gelten als normal?
Die Referenzbereiche für den Hämatokrit lauten:
- Männer: 42–50 %
- Frauen: 37–45 %
- Kinder: 36–44 %
Diese Werte können je nach Laboruntersuchung, Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten leicht variieren. Der Hämatokrit zeigt in Kombination mit anderen Parametern wie dem Hämoglobin-Wert ein umfassendes Bild des Blutstatus.
Hämatokrit im Rahmen der Gesundheitsvorsorge
Gerade im Rahmen von Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen gewinnt der Hämatokrit an Bedeutung. Die frühzeitige Identifikation von Anämien oder Flüssigkeitsmangelzuständen kann helfen, schwere Krankheitsverläufe oder Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Unternehmen setzen zunehmend auf arbeitsmedizinische Vorsorgeprogramme, bei denen Laborwerte wie der Hämatokrit Teil des kleinen Blutbildes sind.
Wirtschaftliche Relevanz des Hämatokrit-Wertes
Im Zeitalter steigender Gesundheitskosten ist die effiziente Nutzung von Laboruntersuchungen entscheidend:
- Früherkennung reduziert teure Folgebehandlungen.
- Individuelle Risikoprofile helfen Krankenversicherungen bei der Beitragskalkulation.
- Digitalisierte Gesundheitssysteme ermöglichen die Überwachung wichtiger Vitalwerte wie des HKT und tragen zu besserer Prävention bei.
Ein abnormaler Hämatokritwert kann teure Krankenhausaufenthalte nach sich ziehen, etwa durch notwendige Bluttransfusionen oder Behandlungen bei Thrombosen.
Was beeinflusst den Hämatokrit-Wert noch?

- Trinken von Wasser reguliert den Wasserhaushalt des Patienten und stabilisiert den Hämatokrit.
- Bluttransfusionen verändern den Hämatokrit unmittelbar, insbesondere bei schweren Blutverlusten.
- Starkes Rauchen und starkes Schwitzen können den Hämatokritwert langfristig erhöhen.
- Alter und Geschlecht wirken sich ebenso auf die Normalwerte aus.
Fazit
Der Hämatokrit-Wert oder HKT ist ein essenzieller Parameter zur Beurteilung der Blutzusammensetzung und der Fließfähigkeit des Blutes. Abweichungen vom Normalbereich liefern wichtige Hinweise auf Gesundheitsrisiken wie Dehydratation, Anämien oder Polyglobulie. Ein hoher Hämatokrit erhöht die Viskosität des Blutes und damit das Risiko für Gefäßverschlüsse, während ein niedriger Hämatokrit die Sauerstoffversorgung des Körpers gefährdet.
Wir sollten daher dem Hämatokrit-Wert bei der Interpretation von Laborwerten große Aufmerksamkeit schenken. Die regelmäßige Überwachung und das rechtzeitige Erkennen von Abweichungen tragen entscheidend dazu bei, Gesundheit zu erhalten, Krankheitsrisiken zu minimieren und zugleich wirtschaftliche Ressourcen im Gesundheitswesen effizient einzusetzen.
Passende Artikel:
Erythrozyten zu hoch Was hinter dem Laborwert stecken kann